Unser Podcast

Wasserstoff für Deutschland.
Mit Dr. Daniel Bick

Zukünftig soll die deutsche Industrie über Wasserstoff mit Energie versorgt werden. Nur wie kommt der Wasserstoff zu den jeweiligen Industriestandorten?

Unser Gast Dr. Daniel Bick von Open Grid Europe hat Antworten darauf. Denn er und sein Arbeitgeber sind damit beauftragt, ein Teil des so genannten Wasserstoffkernnetz in Deutschland aufziehen.

Also Pipelines für Wasserstoff. Kreuz und quer durch Deutschland. Ein absolutes Mammutprojekt mit rund 19 Milliarden Euro Investitionsvolumen.

Entsprechend haben wir ganz viele Fragen:

  • Wie geht das?
  • Wann ist es fertig?
  • Wie funktioniert der Übergang von Gas zu Wasserstoff?
  • Ach ja, und woher soll der Wasserstoff überhaupt kommen?

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Wasserstoffinfrastruktur: Die Rolle von Open Grid Europe

Open Grid Europe (OGE) ist einer der größten Gasnetzbetreiber Deutschlands und treibt die Transformation des bestehenden Erdgasnetzes hin zu einer Wasserstoffinfrastruktur maßgeblich voran. Dr. Daniel Bick, Referent für Wasserstofftechnologie bei OGE, erläutert in unserem Podcast, wie das Unternehmen seine rund 10.000 Kilometer langen Pipelines für den Transport von Wasserstoff vorbereitet. Ziel ist es, die Energieversorgung zu dekarbonisieren und die Industrie sowie den Schwerlastverkehr mit grünem Wasserstoff zu versorgen. OGE agiert als regulierter Netzbetreiber, ist diskriminierungsfrei zugänglich und steht unter Aufsicht der Bundesnetzagentur, um faire und effiziente Strukturen zu gewährleisten.

Warum Wasserstoff? Ergänzung statt Ersatz

Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein der Energiewende, insbesondere für Anwendungen, bei denen Elektrifizierung zu teuer oder technisch schwierig ist – etwa in der Industrie, in Hochtemperaturprozessen und im Schwerlastverkehr. Während Stromnetze weiterhin ausgebaut werden müssen, bietet Wasserstoff die Möglichkeit, Energie in Molekülen zu speichern und zu transportieren, was eine sektorübergreifende Dekarbonisierung ermöglicht. Bereits heute wird Wasserstoff in der Industrie genutzt, allerdings meist als sogenannter „grauer“ Wasserstoff aus Erdgas. Ziel ist es, diesen durch „grünen“ Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zu ersetzen.

Das Wasserstoff-Kernnetz: Planung, Aufbau und Beteiligte

Das Wasserstoff-Kernnetz wurde im Oktober 2022 beschlossen und umfasst Investitionen von rund 18,9 Milliarden Euro. Die Planung erfolgte in mehreren Runden durch Kundenabfragen, bei denen potenzielle Produzenten und Verbraucher ihren Bedarf anmeldeten. Ein Großteil der Leitungen (etwa 56 Prozent) wird aus bestehenden Erdgasleitungen umgewidmet, was Kosten spart und die Umstellung beschleunigt. Neben OGE sind etwa 25 bis 30 weitere Netzbetreiber am Aufbau beteiligt. Die Bundesnetzagentur überwacht als neutrale Instanz die Umsetzung und sorgt für effiziente Investitionen.

Technische Herausforderungen und Chancen der Umstellung

Die Umstellung von Erdgas- auf Wasserstoffpipelines ist technisch anspruchsvoll, aber in Deutschland aufgrund der vorhandenen Infrastruktur gut umsetzbar. Viele Pipelines verlaufen mehrspurig, sodass einzelne Stränge für Wasserstoff umgewidmet werden können, ohne die Erdgasversorgung abrupt zu unterbrechen. Technisch müssen Armaturen, Verdichterstationen und Messanlagen angepasst werden, um den speziellen Anforderungen von Wasserstoff gerecht zu werden – insbesondere wegen der sogenannten Versprödung des Materials durch Wasserstoff. Der Hauptvorteil: Das Linienbauwerk (die eigentliche Röhre) bleibt meist erhalten, was die Kosten im Vergleich zum Neubau deutlich reduziert.

Import, Geopolitik und Diversifizierung

Deutschland wird nicht in der Lage sein, seinen Wasserstoffbedarf allein zu decken. Der Großteil des Wasserstoffs wird importiert – aus europäischen Nachbarländern, aber auch aus Nordafrika oder über Seehäfen wie Wilhelmshaven. Das europäische Wasserstoffnetz („European Hydrogen Backbone“) soll eine robuste, diversifizierte Versorgung sicherstellen und ist weniger abhängig von einzelnen Lieferländern als das bisherige Erdgasnetz. Der Preis von Wasserstoff hängt maßgeblich vom Strompreis ab, weshalb Importe aus Regionen mit günstiger erneuerbarer Energie entscheidend sind.

Wasserstoff im Alltag: Potenziale für Haushalte und Mobilität

Während der Hauptbedarf an Wasserstoff zunächst aus der Industrie kommt, sieht Dr. Bick auch Potenziale für den Wärmemarkt und die Mobilität. In Privathaushalten könnten Brennstoffzellenheizungen eine Alternative sein, insbesondere dort, wo Wärmepumpen nicht einsetzbar sind. Für den Verkehrssektor gilt: Wasserstoff wird vor allem im Schwerlastverkehr und in der Luftfahrt eine Rolle spielen, während der Privat-Pkw-Bereich voraussichtlich von Elektrofahrzeugen dominiert bleibt. Ein flächendeckendes Wasserstofftankstellennetz ist frühestens ab 2040 realistisch.

Transformation, Wissenstransfer und Zukunftsausblick

Die Umstellung auf Wasserstoff ist nicht nur eine technische, sondern auch eine organisatorische Herausforderung. OGE setzt auf innovative Wissensmanagement-Projekte wie „Hilfe, Dieter geht“, um das Know-how ausscheidender Experten zu bewahren und an jüngere Mitarbeitende weiterzugeben. Die Transformation wird von einem starken Purpose getragen: Die Mitarbeitenden sehen sich als Profis für Veränderung und gestalten aktiv die Energiezukunft Deutschlands. Politische Rahmenbedingungen, insbesondere Fördermechanismen, werden entscheidend für die Geschwindigkeit des Hochlaufs sein. Langfristig führt an Wasserstoff als Teil der Energiewende kein Weg vorbei.

Shownotes